Samstag, 7. April 2012

Erdmann – Szenische Monodialoge 10

ERDMANN verknittert, verläßt das Schlafzimmer, geht zum PC und startet ihn, dann begibt er sich ins Bad.

Wenn einer in den
Spiegel guckt
nach dem Rasieren
hinein ins unverstellte Gesicht
das enthaarte
und hat ein gutes Gewissen
der Höhepunkt des Tages

Das kann er
nicht der Grass
wie er sich auch
dreht und wendet
immer im Weg dieser Bart
und dann das
tägliche Jagen
er hört wieder
die Meute heulen
nun ja rief er nicht laut
Fiffi komm her?
Aber daß so viele ...

Grasserei dritte Runde
Jetzt kommt Theater
in die Lyrik
Hochhuth schämt sich
Lange nichts gehört
von Hochhuth gelesen
der lebt also noch
Peymann hat ihn nicht vergiftet
öffentlichkeitswirksam
mit Bühnencurare
nicht auszuhalten
diese Kamerastille
nur der Tinnitus surrt
da kommt er gerade recht
der Grass mit seinen
altersunweisen halb halbweisen
ungegärten Prosaversen

"du bleibst SS-Mann"
raunt der Hochhuth
wohl wissend daß Grass
nie einer war sondern nur
monatelang ein SS-Jüngelchen
oder besser monatekurz
wußte gar nicht
daß die sich duzen
würd ich mir vielleicht verbitten
gegenüber dem Moralisten-
und Mahnerkollegen
ohne Nobeldiplom

in der zweiten Runde
schien Grass schon angezählt
nach der Pariser Backpfeife
Frauen sind sogar
Tiefschläge erlaubt
muß man nicht ernst nehmen
man schlägt nicht zurück
man wundert sich nur
über mancher Leute
musikalische Phantasien
Schlagzeilensucht schadet
zuweilen dem Gehör

was nun als nächstes?
mir wurde berichtet Grass
habe bei seinem Schneider eine
Uniform bestellt und übe
vor dem Spiegel Fuchteln

Auf Bonnies Ranch werden
Betten neu bezogen
Fragt sich nur für wen


Verläßt das Bad, hört ein Summen

Diese blöde Kiste.
Hat sich beim Runterfahren
gestern abend wieder aufgehängt
die ganze Nacht gelaufen
bei den Strompreisen
oder hab ich Trottel im Vorschlaf
nur wieder vergessen
das Ding auszuschalten?


Setzt sich kopfschüttelnd
an seinen Arbeitsplatz.

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