Sonntag, 30. Oktober 2011

Spielend reich werden

Unsoziale Marktwirtschaft ist ein einfaches Spiel, bei dem alle dem Geld nachjagen, wie beim Fußball dem Ball, und das länger dauert als ein Fußballspiel, mindestens bis zur nächsten Inflation. Und am Ende gewinnen immer die Banken.

Samstag, 29. Oktober 2011

Der verhinderte Zeitumsteller

Drehen an der Zeit
ganz nach eignem Belieben
würde er gerne

doch er muß sich begnügen
kleines Spielchen mit der Uhr

Rechnen

Man nimmt 40 Milliarden mehr Steuern ein als erwartet oder vielmehr errechnet, war unlängst zu hören. Gestern wurde bekannt, daß einige Hypo-Real-Estate-Banker sich mal eben um 55 Milliarden Euro verrechnet haben. Vielleicht sollte in den Schulen statt der Beschäftigung mit Differenzialrechnung und analytischer Geometrie lieber wieder größerer Wert auf die Grundrechenarten gelegt werden. Auch scheint mir bei den übelerregend hohen Summen, mit denen in der letzten Zeit jongliert wird, ein wenig die Anschaulichkeit zu leiden. Deshalb schlage ich vor, in Finanzverwaltungen und Banken wieder zum Abakus zurückzukehren. Zur Einführung empfehle ich einen Schnellkurs im Kaukasus.

Freitag, 28. Oktober 2011

Hoffnung 2105


Ehrlich gesagt, liegen meine eigenen Hoffnungen, wie auch die von Wolfgang Schäuble, etwas näher als die des "Spiegels". Für das Jahr 2105 erhoffe ich mir nur wenig, deutlicher gesprochen: nichts. So wie auch alle anderen Zeitgenossen mit funktionierendem Verstandesapparat und ohne Zahlendrehmaschine.
 
2105
 
SPIEGEL ONLINE

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Werbeschach

Ein verkehrt stehendes Schachspiel, über das sich zwei Spieler mit großem Ernst beugen und auf dem sie gleichzeitig ziehen. Und eine Fotografin, die ebensowenig Ahnung vom Schachspielen hat wie die Verlagsmitarbeiter, die den Buchumschlag zu verantworten haben. Glanzleistung.

Mich wundert dieser Fauxpas nicht, denn daß Fotografen bei Werbeaufnahmen tricksen, ist nichts Neues, da wird für Brauerei Blaß gern mal das Bier von der Konkurrenz eingekauft, weil es farblich überzeugender wirkt, oder mit Farbe aus der Tube nachgeholfen. Seien wir also froh, daß die Fotografin kein Halma-Spiel herbeigeholt hat, weil es bunter ist. Reklame ist verlogen. Bisweilen fällt es auf, weil manche "es nicht können".


 SPIEGEL ONLINE

Mancher trägt es mit Humor

Er kam vom Arzt, und man sah ihm an, daß es ihm nicht gutging. Als er mir aber dann von der schweren Krankheit erzählte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck und seine Augen begannen, wenn nicht zu leuchten, so doch aufzuklaren, und die ersten Sonnenstrahlen zwinkerten durch die wolkige Verdüsterung. Er machte gar Scherze und in seiner aufgeregten Beredsamkeit launige Bemerkungen: Da sind wir schon wieder bei den Krankheiten, sagte er ernst und lachte. Später stellte sich heraus, daß er von der plötzlichen Krankheit eines nahen Bekannten berichtet hatte.

Wir tragen unsere Last mit einer gewissen Erleichterung, wenn es um uns herum nicht allzu beschwingt zugeht.

Montag, 24. Oktober 2011

Das Ende am Anfang (des Wortes)

Es gab Zeiten, da war DIE ZEIT eine durchweg gute Wochenzeitung. Das ist schon eine Weile her. Heute liest man Artikel wie den von David Hugendick über den Einfluß apokalyptischer Stimmungen auf den Präfixgebrauch. Lange nichts Lächerlicheres mehr gelesen. Man hört förmlich Pferdegeräusche im Hintergrund, aber es sind nicht die Pferde der Apokalyptischen Reiter, die da zornig schnauben, sondern die Kolleginnen in der Redaktionsstube, die amüsiert vor sich hin wiehern.
DIE ZEIT

Der Goldsucher

Nachdem er den
Goldklumpen weit von sich
fortgeworfen hatte
streckte er sich, jauchzte
lobte erleichtert den Tag
und begann zu schürfen.
Wie leicht das ging:
die Taschen wieder leer

Verwirrung der Sinne

Deine Augen berühren
mich nicht.
Was sehen deine Hände?
Nicht mich.
Deine Zunge schmeckt
nicht ein Wort
von mir.
Deine Ohren
sind stumm und du hörst
nicht
wie meine Haut
für dich erschauernd
vibriert.
Welchen Sinn hat die
Seele?

Rattern und Plappern

Manche Menschen sinnen, und man sieht, wenn man phantasiebegabte Augen hat, wie es hinter der Stirn dieser Stillen rattert, wenn sie etwas zu verstehen versuchen oder ihr Gedächtnis durchstöbern. Andere ersetzen das Rattern durch Plappern. Das sind die, die das Sinnen zu vermeiden trachten. Manchmal geht das bis zur Besinnungslosigkeit – der Zuhörer.  

Freitag, 14. Oktober 2011

Nichts Neues

Eine psychopathologische Verirrung einiger Menschen, die sich im Laufe der Entwicklung des technischen Instrumentariums zur Massenkrankheit weiterentwickelt hat: immerzu was Neues haben zu wollen. Zu Höhlenzeiten war eine solche Grundhaltung nicht die schlechteste, denn sie führte heraus aus der kalten Enge, aber heute, in Zeiten starken Bevölkerungswachstums und extremer Ressourcenverschwendung, bringt ungebremste Novitätengier als weitverbreitete Handlungsorientierung die Menschheit langfristig wahrscheinlich eher wieder zurück zu subterranen Lebensformen, als daß sie etwas Wegweisendes hervorzaubert.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Mehrlagige Gedanken

Wenn ich unsere Gesellschaft durch die geschichtsphilosophische Brille betrachte und nach Niedergangsindikatoren spähe, so frage ich mich, an Montesquieus Dekadenztheorie denkend, auf einer anderen Brille sitzend und im Nahbereich fündig werdend, ab wieviellagigem Toilettenpapier diese Zivilisation als untergangsgeweiht zu betrachten ist und ob sie hier und dort Ähnlichkeiten mit der spätrömischen Verfallskultur aufweist. 

Montag, 10. Oktober 2011

Zeitfraß

Der neue Ausweis
beweist die Daten im alten
waren kein Irrtum
der Zeitfraß ist amtlich
die Pyramidenplanung sollte
bald beginnen
aber wie bekommt man
den Nil in den Garten?