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wer schrie nicht vor Entsetzen
jeder Todesschrei Zitat
Akustische Ergänzung
Dienstag, 28. Februar 2012
Jeder oder keiner
Wie merkwürdig, selbst bei einem so gebildeten Mann wie Goethe solch einen gravierenden Logikfehler zu finden:
Kircher hat bei dem vielen, was er unternommen und geliefert, in der Geschichte der Wissenschaften doch einen sehr zweideutigen Ruf. Es ist hier der Ort nicht, seine Apologie zu übernehmen; aber so viel ist gewiß: die Naturwissenschaft kommt uns durch ihn fröhlicher und heiterer entgegen als bei keinem seiner Vorgänger.
FarbenlehreDas Gegenteil wäre richtig: Fröhlicher und heiterer als bei jedem ..., nicht bei "keinem ..." Oder so fröhlich und heiter wie bei keinem ...
Donnerstag, 23. Februar 2012
Tirade 174 – Verrohung der Blicke
Ist längst geschehen
die Verrohung des Geistes
zu spät hingeschaut
geschieht immer wieder neu
die Verrohung der Blicke
die Verrohung des Geistes
zu spät hingeschaut
geschieht immer wieder neu
die Verrohung der Blicke
Wie stets zweierlei Maß
Leider hat man es vor langer Zeit versäumt zu verhindern, daß die monotheistischen Religionen Bücher zu Heiligtümern erklärten; ohne heilige Bücher wären mit Sicherheit viele Millionen Liter Blut weniger in die aufnahmebereite Erde gesickert. Heute wiegeln die Taliban das afghanische Volk zum Mord auf, weil Amerikaner so unsensibel waren, Bücher zu verbrennen, die andern als heilig gelten. Den Ausländern soll Achtung vor islamischen Symbolen beigebracht werden. Die gleichen Taliban fanden es 2001 passend, achtlos die Buddha-Statuen von Bamiyan zu sprengen.
Menschenkenntnis
Im Laufe der Jahre bildet sich bei den meisten Menschen ein Geflecht von Vorurteilen, die sie Erfahrung nennen, und deshalb betrachten sie die andern (wie sich selbst) meist recht oberflächlich und geben ihnen nur dann die Chance, genauer angeschaut zu werden, wenn sie ins Schema passen, das sie sich zurechtgelegt und dessen Grundlage sie mit dem Namen Menschenkenntnis versehen haben. Es ist sehr schwer, ein solches Verhalten abzustellen, weil dem unbewußte, nicht reflektierte Prozesse zugrunde liegen. Sich selbst nimmt man vor allem deshalb nicht realistisch wahr, weil man gleich einer Mater genau der stereotypen Grundform entspricht, die man sich zurechtgebastelt hat – eingehende Betrachtung nicht notwendig, denn man glaubt sich zu kennen, auszukennen mit sich selbst.
Akustische Ergänzung
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Herzensgut
Im allgemeinen sollte man sich hüten, beim Menschen von der Physiognomie auf den Charakter zu schließen, aber es gibt Ausnahmen von der Regel. Der Herr Moreno beispielsweise bezeichnet Schüler, die für warme Klassenzimmer demonstrieren, als "enemigos", also "Feinde", und dennoch sorgt er sich, von Menschenliebe getrieben, so sehr um sie, daß er sie mit Tränengas, Gummigeschossen und Knüppeln von der Straße treiben läßt, damit sie nicht unter die Fahrzeuge unaufmerksamer Autofahrer geraten. So jedenfalls seine Begründung des Einsatzes. Ich finde, wie herzensgut dieser Mensch ist, sieht jeder auf den ersten Blick.
Antonio Moreno bei elplural.com
Antonio Moreno bei elplural.com
Tirade 173 – Frühapokalypse
Knacken im Gebälk
kalkrieselnder Überbau
zerschwätztes Geschwätz
wer darf wo Honig saugen
wer ist die Magd wer der Knecht
Rechtfertigung
Menschen auf verzweifelter Sinnsuche oder solche in einer schmerzenden Sinnkrise fragen sich manchmal, wodurch das Dasein der Welt gerechtfertigt, worin es begründet sein könnte. Doch bedarf es einer Rechtfertigung, und ist Rechtfertigung tatsächlich möglich? Rechtfertigung setzt Moral voraus, jede Moral jedoch ist wegen ihrer Relativität fragwürdig, und es verbietet sich, das eine Fragwürdige auf der Grundlage eines andern Fragwürdigen zu rechtfertigen. Sinnleere kann nur dem weh tun, der an Sinn glaubt; wenn einer jedoch an Sinn glaubt, ist Sinnleere nicht existent. Paradox, mal wieder. So scheint aller Schmerz in Hinsicht auf den Sinn des Seins entbehrlich, es sei denn, man ist von der Existenz als Inkarnation des Bösen überzeugt. Doch auch in diesem Fall wäre das metaphysische Zähneklappern Folge eines moralischen Miß-Verständnisses.
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Demokratisch ist das nicht
Kaum ist ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gedrungen, wer in Kürze der neue Bundespräsident sein wird, mit einer breiten Mehrheit gewählt und ebenfalls von einer Mehrheit der Bevölkerung mit Wohlwollen betrachtet – was erst mal natürlich nichts heißt –, da geht die Netz-Nörgelei derart massiv los, daß man sich verwundert die Augen zu reiben gezwungen ist. Ob nun aus dem Zusammenhang gerissene Zitate überinterpretiert oder obskure Stasilegenden wiederaufgewärmt werden, daß es nur so kracht: "Der Herr Diestel wollte was sagen" – oder gar geraunt: Die Eltern waren NSDAP-Mitglieder –, hier wird versucht, jemanden zu diskreditieren, noch bevor er ins Amt gewählt und eingeführt wurde. Demokratisch ist das nicht, und da sind wohl noch Rechnungen offen. Ich für mein Teil bin nicht so naiv, zu glauben, der Bundespräsident müßte grundsätzlich meine Meinung vertreten. Das kann ich nur selbst tun.
Freitag, 17. Februar 2012
Die Botschaft der Dinge und die Desillusionierung
Die Dinge sind nie Boten gewesen, wir haben sie früher nur dafür gehalten oder tun es heute noch. Die Desillusionierung, wenn sie stattfindet, führt dazu, daß alles schleichend der menschlichen Projektion entzogen wird und dann, bei der nächsten eingehenden Prüfung, durchfällt. Projektionsfläche löchrig. Jedes neue Entzünden hat zum Wozu nur die unbewußte Hoffnung, diese Löcher zu stopfen, aber die Frage nach dem Wozu ist nicht zu beantworten, weil schon in der Frage ein Fehler steckt, nämlich der Glaube, alles müßte ein Wozu hergeben. Solche Fragen bedenken nicht, daß Kategorien wie Nutzen, Zweck, Ziel und Sinn anthropomorphe Erfindungen sind und keine universellen Voraussetzungen haben. Kein Gott, der sich etwas wünscht, und keiner, der zu einem Ziel strebt.
Mit Heidegger gesprochen, bedeutet Individuation Transzendenz des Seins des Seienden und damit gewissermaßen Entleerung des Kosmos. Bleibt am Ende jedoch nicht die Wiederauffüllung durch individuelle Sinnstiftung, sondern die Aufhebung des Konzepts Sinn durch die Transzendenz des Individuums, das sich selbst als ebenso konzeptionell begreift wie die von ihm stillschweigend aufgesogene utilitaristische Weltsicht.
Dank an Alcide für die Anregung.
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Mittwoch, 15. Februar 2012
Botschaft aus Kakanien 12
Nichts treibt dich hier fort
nicht das Licht nicht die Schatten
nicht Sturm nicht Sonne
allein im Sein verfangen
sichtbar im Verborgenen
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nicht das Licht nicht die Schatten
nicht Sturm nicht Sonne
allein im Sein verfangen
sichtbar im Verborgenen
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Botschaft aus Kakanien 11
Im Mahlstrom der Zeit
versinken Ophelien
kein Rufen kein Schrei
zu ahnen nur Erkennen
im Sichtbaren verborgen
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versinken Ophelien
kein Rufen kein Schrei
zu ahnen nur Erkennen
im Sichtbaren verborgen
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Montag, 13. Februar 2012
Botschaft aus Kakanien 10
Die gefangenen Tropfen
klirren verwandelt im Licht
ermattender Trotz
an den Füßen leckt Wasser
kaum hörbar stöhnt Eisgeflecht
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klirren verwandelt im Licht
ermattender Trotz
an den Füßen leckt Wasser
kaum hörbar stöhnt Eisgeflecht
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Sonntag, 12. Februar 2012
Botschaft aus Kakanien 9
Die Formen schwinden
kehren zum Ursprung zurück
heimlos heimsuchend
Anfang heimsuchend heimlos
ewig neues Beginnen
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kehren zum Ursprung zurück
heimlos heimsuchend
Anfang heimsuchend heimlos
ewig neues Beginnen
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Botschaft aus Kakanien 8
Geburt der Tränen
Schmerz murmeln die Disteln Leid
klirrt verborgen im Eis
im sprachlosen zersinnten
Wechsel wäßriger Worte
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Schmerz murmeln die Disteln Leid
klirrt verborgen im Eis
im sprachlosen zersinnten
Wechsel wäßriger Worte
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Botschaft aus Kakanien 7
Ins Eis geborgen
kakanischer Flaschenpost
zerknülltes Papier
in der Nähe die Scherben
Nachricht wurde empfangen
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kakanischer Flaschenpost
zerknülltes Papier
in der Nähe die Scherben
Nachricht wurde empfangen
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Botschaft aus Kakanien 6
Der Stoff zum Löschen
allzu glühenden Blühens
aus Eis geboren
Seienden loses Sinnen
in geschmolzenen Träumen
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allzu glühenden Blühens
aus Eis geboren
Seienden loses Sinnen
in geschmolzenen Träumen
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Botschaft aus Kakanien 5
In Zeit beizeiten
tropfendes Wellenwerfen
kreisendes Suchen
kein Ausweg in den Lüften
und harte Hände am Rand
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tropfendes Wellenwerfen
kreisendes Suchen
kein Ausweg in den Lüften
und harte Hände am Rand
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Botschaft aus Kakanien 4
Tropfen in Tropfen
Arithmetik des Wassers
eins plus eins gleich eins
die nasse Familie
widerstrebt der Zählerei
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Arithmetik des Wassers
eins plus eins gleich eins
die nasse Familie
widerstrebt der Zählerei
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Freitag, 10. Februar 2012
Botschaft aus Kakanien 3
Noch ist es ganz still
im kaltgepreßten Grauen
wie ein Schrei im Traum
kaum ein leises Entsinnen
nur ein schweigsames Ahnen
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im kaltgepreßten Grauen
wie ein Schrei im Traum
kaum ein leises Entsinnen
nur ein schweigsames Ahnen
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Dienstag, 7. Februar 2012
Botschaft aus Kakanien 2
Ob dort etwas tönt
im eisig grauen Reigen
ein traumtrüber Schall
im Sinnlosen ruht der Sinn
schmilzt entsinntes Sein
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im eisig grauen Reigen
ein traumtrüber Schall
im Sinnlosen ruht der Sinn
schmilzt entsinntes Sein
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Samstag, 4. Februar 2012
Tirade 172 – Botschaft aus Kakanien
Wer weiß was da tönt
im eisgewirkten Schweigen
schläft der trübe Schall
ruht im Sinnlosen der Sinn
schmilzt entsinntes Sein
Paula Doepfners Eisblock im Stadtmuseum Brilon
More than I can hide
Paula Doepfner
Preisträgerin Kunstpreis Östliches Sauerland 2011
4. Februar – 11. März im Museum Haus Hövener
im eisgewirkten Schweigen
schläft der trübe Schall
ruht im Sinnlosen der Sinn
schmilzt entsinntes Sein
Paula Doepfners Eisblock im Stadtmuseum Brilon
More than I can hide
Paula Doepfner
Preisträgerin Kunstpreis Östliches Sauerland 2011
4. Februar – 11. März im Museum Haus Hövener
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