Gerade wer kein Schwachkopf ist, läuft
immer Gefahr, von Kollegen gemobbt zu werden. So ergeht es dem
Sozialrichter Jan-Robert von Renesse in Nordrhein-Westfalen, früher
befaßt mit Rentenansprüchen ehemaliger Ghetto-Arbeiter. Kollegen warfen
ihm "unstrukturierte Arbeitsweise" vor, stießen sich auch an seinem
"belehrenden Tonfall". Ja, wenn schon der Tonfall "belehrend" ist, dann
darf weggehört werden. Möglicherweise haben sie mit ihrem Vorwurf, er
klinge belehrend, sogar recht; denn wer hat schon so viel Geduld, seinen
anscheinend begriffsstutzigen Kollegen ein ums andere Mal in neutralem
Duktus zu erklären, weshalb sie ihre gewohnte Herangehensweise, die
habituell strukturierte Arbeitsweise, mal hinterfragen sollten. Und
"unstrukturierte Arbeitsweise" ist natürlich ein Euphemismus dafür, daß
da einer anders an die Dinge herangeht als "das haben wir schon immer so
gemacht".
Renesse arbeitet laut Julia Smilga, die sich eingehend mit dem Fall
befaßt hat, noch immer im nordrhein-westfälischen Landessozialgericht:
"In seinem winzigen Zimmer neben der Toilette prüft er heute überwiegend
Schwerbehindertenausweise."
Auch eine Art "Anschlußverwendung".
Der Richter und die Opfer – von Julia Smilga (WDR 5)
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vor 2 Tagen
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